Die Firmengeschichte der Hoffmann-Werke

Zur Person

Jakob Oswald Hoffmann, der Gründer der Hoffmann-Werke, wurde am 13. März 1896 in Düsseldorf geboren. Ob er noch weitere Geschwister hatte ist uns nicht bekannt.

Seine Eltern betrieben in Düsseldorf eine Konditorei, wo er sicherlich in seinen jungen Jahren mit anfassen musste, wie es damals üblich war. Jakob Oswald Hoffmann wollte wohl einen andern Weg einschlagen und absolvierte nach der Volksschule eine Ausbildung zum Bankkaufmann in Düsseldorf. Im Jahr 1919, ein Jahr nach Ende des 1. Weltkrieges, begann seine Unternehmerische Tätigkeit.

Die Stationen (1919 – 1934)

I

m Jahr 1919 wurde der gerade 23-jährige Jakob Oswald Hoffmann Teilhaber an der Tabakwarengroßhandlung „Rehl & Co“ in Düsseldorf. Nach anfänglichem Erfolg und aufgrund der Wirtschaftskriese endete diese Station schon 1924. Von 1924 bis 1929 versuchte sich Jakob Oswald Hoffmann erneut als Rauchwarenhändler in Düsseldorf, scheitert aber erneut.

Der 15. September 1932 ist für den Kaufmann Hoffmann der erste Schritt in das  Feld der

 

Zweiräder, er gründet in der Kölner Innenstadt eine Verkaufsgesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Gegenstand des Unternehmens ist der Verkauf von „Opel“ Fahrrädern. Auch hier währt das Glück nicht lange, oder sollte man besser sagen: „es war so gewollt“. Im August 1934 wurde das Konkursverfahren eröffnet, aber Jakob Oswald Hoffmann war zu diesem Zeitpunkt schon in einer andern Firma involviert: Die Fahrradfabrik von Franz Schaaf in Solingen. Der Januar 1933 verändert Deutschland und die Welt,

 

A.H. wird Reichskanzler, die braunen Ideen der NSDAP wurden ans Volk gebracht und manch einer sieht hier „seine“ Chance zum Erfolg. Ob Jakob Oswald Hoffmann zu diesen gehörte, aus politischer Überzeugung handelte oder „nur“ auf seinem kaufmännischen Vorteil bedacht war können wir hier nicht beantworten. Es ist schon ein wenig verwunderlich, dass der Schlusstermin für die Aufhebung des Konkursverfahrens ohne weite Auflagen erst im Dezember 1938 erfolgte mit der Löschung aus dem Handelsregister.

 

Solinger Fahrradfabrik (1934 – 1945)

B

ereits im Juni 1934 (zwei Monate! vor seinem Konkurs in Köln) wurde Jakob Oswald Hoffmann persönlich haftender Gesellschafter der erst Anfang 1934 gegründeten Firma „Fahrradbau Franz Schaaf“ in Solingen, die später in „Solinger Fahrradfabrik“ Franz Herbert Schaaf umbenannt wurde.

Dem Firmeninhaber Franz Herbert Schaaf wurde gleichzeitig die Prokura entzogen und seine Tätigkeit auf die Funktion eines „Expedienten“ beschränkt.

Inwieweit die neuen politischen Verhältnisse in Deutschland damit in Zusammenhang stehen kann hier nicht geklärt werden, liegt aber nahe. Fakt ist, dass im Dezember 1943 die bestehende Gesellschaft aufgelöst wurde und Jakob Oswalt Hoffmann zum Alleininhaber bestimmt wurde. Bis zum Kriegsausbruch 1939 wurden in Solingen erfolgreich Fahrräder hergestellt und vertrieben. Ab dieser Zeit wurde wie in vielen andern Betrieben die Produktion auf Rüstungsgüter umgestellt, so wurden unter anderem Mienen, Zünder, Hülsen und Panzer-Granaten hergestellt. Die Solinger Fahrradfabrik wurde immer wichtiger für das Reichsministerium für Rüstung, so wurde das Werk 1942 mit der Entwicklung und Fertigung der neuen 3,7cm Stielgranate beauftragt. Hierzu wurde in Solingen Gräfrath im stillgelegtem Werk der Vereinigten Seidenwebereien eigens einen Betrieb für Entwicklungsaufträge aufgebaut .

Aufgrund seiner Verdienste im Rahmen der Wehrbeschaffung wurde Jakob Oswald Hoffmann im September 1943 vom Führer A. H. persönlich das Kriegsverdienstkreuz erster Klasse verliehen.

Auch Jakob Oswald Hoffmann setzte in der Solinger Fahrradfabrik jüdische Zwangsarbeiter ein, um dem geforderten Produktions-Soll an Granaten und Sprengköpfen gerecht zu werden.  Mehrfach wurden die katastrophalen Arbeitsbedingungen, Unterbringung und die Verpflegung der Zwangsarbeiter von den zuständigen Behörden beanstandet. Jakob Oswald Hoffmann nahm jedoch die ständigen Kontrollen in seinem Betrieb nicht mehr hin und lies seine Kontakte spielen als „kriegswichtiger Rüstungskonzern“.

Mit dem Ende des 2. Weltkrieges endet auch die Produktion in der Solinger Fahrradfabrik; ein Großteil der Produktionsflächen liegt nach alliierten Bombenangriffen in Schutt und Asche.

 

Der Neubeginn in Lintorf (1945 – 1949)

 

1945

Bereits wenige Wochen nach Ende des 2. Weltkrieges im Mai 1945 bereitete Jakob Oswald Hoffmann in Lintorf am Breitscheider Weg neue Produktionshallen für die Fahrradproduktion vor. Das ca. 60.000 qm grosse Gelände der Stahlblechwalz- und Schaufelfabrik A. Brend & Co mit den darauf befindlichen Gebäuden erwarb J.O. Hoffmann von den Mannesmann Röhrenwerken aus Düsseldorf im August 1945.

Schon Ende des Jahres konnte Hoffmann mit einer Belegschaft von ca. 60 Mitarbeitern die Fahrradproduktion wieder aufnehmen. Monatlich konnten so annähernd 1.000 Einheiten produziert werden. Die Nachfrage nach Fahrrädern als günstiges und einfaches Fortbewegungsmittel war enorm und J.O. Hoffmann erkannte dies frühzeitig. Aufgrund seiner Erfahrung und Kontakte auf dem Fahrradmarkt war er einer der ersten Betriebe, die mit der Produktion beginnen konnten.

Anfänglich noch unter der Firmenbezeichnung:   Solinger Fahrradfabrik.
Noch eine Anmerkung: J.O. Hoffmann war in den Kriegsjahren Wehrwirtschaftsführer mit zahlreichen Beziehungen. Er wusste frühzeitig, wo und wann Material und Maschinen zu bekommen waren. Das half ihm natürlich auch später beim Aufbau seiner neuen Firma in Lintorf. Hinzu kommt, dass er mit dem kanadischen Verbindungsoffizier, der für den Abtransport von Produktionsmaschinen (Reparationszahlungen) zuständig war, schnell ein freundschaftliches Verhältnis aufbaute und so „manches“ umleiten konnte. Dieser Offizier wurde später bei Hoffmann eingestellt als „Direktor“ ohne eine wirkliche Funktion bzw. Aufgabe zu haben (dazu mehr bei den Modellen „Gouverneur“).

 

 

 

 

1946

Die Fahrradproduktion wurde im Laufe des Jahres mit nun 250 Mitarbeitern auf ca. 2.500 Einheiten im Monat hochgefahren. Mit weiteren Mitarbeitern war bis Ende des Jahres eine Fertigung von ca. 5.000 Einheiten geplant. Auch wurde das Werk ständig erweitert und neue Produktionsmaschinen angeschafft. Im Handelsregister wurde jetzt die Firma unter „Solinger Fahrradfabrik Jakob Oswald Hoffmann“ geführt, dieser Firmenname bestand bis Anfang 1950.

1947

In der neu errichteten Produktionshalle konnten nun Fahrräder am „laufenden Band“ gefertigt werden. Hoffmann fertigte die meisten der 130 Einzelteile eines Fahrrades selbst,lediglich Speichen, Ketten, Naben, klein Teile sowie Sättel wurden zugekauft. Sämtliche Lackierarbeiten wurden in der Haus eigenen Lackiererei durchgeführt. Hoffmann war zeitweise zweit größter Fahrrad Exporteur in Deutschland und gehörte zu den top Ten der Fahrrad Produzenten im Lande.

1948

Dieses Jahr sollte der Neustart werden im Nachkriegs Deutschland, mit der Währungsreform und der Lockerung Bzw. Aufhebung der von den Alliierten Besatzungsmächten verordneten Produktionsverboten für viele Güter. Im Sommer erhielt Hoffmann einen Auftrag in Lohnarbeit. Die Auto Union Werke (DKW) aus Ingolstadt geben bei Hoffmann die Fertigung von 10.000 Motorradrahmen für ihr Vorkriegs Erfolgsmodell RT 125 in Auftrag. Dieses Modell wurde dann unter dem Namen DKW RT125 W bekannt. (Das W stand für Westen da die alte Betriebsstätten in Sachsen im Krieg teilweise zerstört wurden und jetzt auch unter sowjetischer Besatzung standen.)

Die reibungslose Abwicklung des Auftrages gab wohl Jakob Oswald Hoffmann den Anlass selber in den Motorrad Markt einzusteigen. Schnell konnte das „Motor-Fahrrad “ MF 10-6 mit 98ccm Sachsmotor auf den Markt gebracht werden. Inzwischen war die Mitarbeiterzahl auf 360 angestiegen.

 

1949

Das Jahr lief schleppend an, von geplanten 500 Fahrrädern am Tag verließen nur etwa die Hälfte das Werk trotz gesteigert Nachfrage aus dem Ausland. So wurden Fahrräder nicht nur nach Holland und Dänemark exportiert sonder auch nach Mittelamerika sowie Afrika und Indien. Das Zweiradfertigungsprogramm umfasste jetzt 11 verschiedene Modelle: vom Kinderrad, Damen / Herrenrad über das Sportrad bis zum Motorfahrrad und das erste richtige Motorrad in der 125 ccm Klasse.

 

Modelle:

 

MF 10-6 mit dem bewährten 2 Gang Sachs-Motor M32

(Motorfahrrad mit Tretkurbel)

 

MIK oder MJK 100 mit 2-Gang JLO-Motor FM 100 K

(Motorfahrrad ohne Tretkurbel mit Kickstarter)

 

MIK 125 / MR 125-2 mit 3-Gang JLO-Motor MG 125 E

(Motorrad ohne Hinterradfederung)

Ein weiteres Standbein war die innerbetriebliche Abteilung Werkzeugbau in der Abschmierpressen, Schleifmaschinen sowie elektrische Hand- bzw. Tischbohrmaschinen hergestellt wurden. (Bild einfügen)

Bei seinen Reisen nach Italien war Jakob Oswald Hoffmann immer wieder der Vespa Roller von Piaggio aufgefallen. Dieses ab 1945 aus der Not geborene und preiswert zu produzierende Zweirad erfreute sich jenseits der Alpen und im benachbarten Ausland immer größerer Beliebtheit. Piaggio konnte der gestiegenen Nachfrage im eigenen Werk in Pontedera in der Nähe von PISA nicht mehr nachkommen und suchte europaweit nach Lizenznehmern.

 

Trotz aller Skepsis, allen Voran die Motorradpresse die der Vespa bzw. dem Motorroller keine Chance auf dem heimischen Markt einräumten, entschloß sich J.O. Hoffmann mit den Piaggio-Werken in Verhandlungen einzutreten für einen Lizenzbau in Deutschland.

Am 9. August 1949 wurde der Lizenzvertrag für die exklusive Produktion und Vermarktung der Vespa in der britischen Besatzungszone sowie in Westeuropa unterzeichnet. Kurz darauf wurden großseitige Werbeanzeigen geschaltet: „Hoffmann baut die deutsche Vespa“, „Die deutsche Vespa kommt aus Lintorf“. Es wurde sogar optimistisch geäußert, dass in den Niederlanden die Vespa das das Fahrrad als Fortbewegungsmittel Nummer 1 ablösen würde. Im Oktober begann mit dem erste Spatenstich der Bau für die neue zweistöckige Produktionshalle am Breitscheider Weg in Lintorf.

Postkarte von 1949/1950 (zu Verfügung gestellt von den Verein Lintorfer Heimatfreunde)

 

 

Die „Hoffmann-Werke“ entstehen in Lintorf ab 1950

Quelle: *Die Quecke* Herzlichen Dank an Thomas v.d. Bey und dem Verein Lintorfer Heimatfreunde

(Es geht bald weiter….)